Mittwoch, 7. November 2012

1. Tag: Möglichkeiten



Ich möchte etwas schreiben, nur weiß ich nicht was. Deshalb beginne ich einfach. Da ist ein Block, ein Stift. Da sind die leeren Kästchen, die nur darauf warten beschrieben zu werden. Jetzt wo sie noch leer sind, sind sie noch voller Möglichkeiten. Es sind so unendlich viele Möglichkeiten, dass es traurig ist sie alle zu vernichten, indem man sie mit nur einer einzigen Möglichkeit beschreibt. Mein nächster Satz kann ganz anders werden, als ich ihn geplant hatte. Allerdings plant man auch keine Sätze bevor man sie schreibt. Man schreibt einfach. Man lässt den Text, die Geschichte, das tun, was sie für richtig hält. Und wenn die Geschichte nicht weiß, wie es weiter gehen soll und man sich selber den Kopf zerbricht, führt das zu nichts. Dann braucht sie Zeit. Und mit der Zeit werden auch die Kästchen voll und die Bilder, die Möglichkeiten, verschwinden weiter und weiter, denn alles ist vergänglich. Alles, außer die Zeit. Denn diese wird es auch noch geben, wenn wir nicht mehr existieren, wenn unsere Welten nicht mehr existieren, wenn gar nichts mehr existiert. Aber je weniger existiert, um so mehr Möglichkeiten gibt es. Damals, noch vor dem Urknall, als es noch nichts gab, wie viele Möglichkeiten gab es da? Wie viele Möglichkeiten, die seit dem - und noch davor - eingetroffen sind, führten dazu, dass ich jetzt hier sitze und das alles schreibe. Wie viele Möglichkeiten stecken in mir? Welche wird eintreffen? Welche anderen, schon eingetroffenen Möglichkeiten beeinflussen meine, löschen meine? Oder gibt es gar keine Möglichkeiten? Was gibt es dann? Ist es Schicksal? Aber wenn es Schicksal gibt, muss es doch auch Möglichkeiten geben, oder? Nur das Endergebnis ist vorbestimmt, wie man dort hin kommt, weiß man oft nicht. Allerdings schränkt ein Endergebnis die Möglichkeiten gewaltig ein. Und trotzdem gibt es noch so viele.
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Das mit dem Schicksal funktioniert wie Mathematik. Das Ergebnis ist vorgeschrieben, aber es gibt verschiedene Rechenwege, also die Möglichkeiten. Es kann also nie nichts gegeben haben. Möglichkeiten gab es immer. Glaubt ihr an ein Schicksal? Welche Möglichkeiten haben dazu geführt, dass ihr das hier jetzt lest? Welche Möglichkeiten seht ihr für eure Zukunft? Welche Möglichkeiten wurden durch das Lesen von diesem Text jetzt gelöscht? Ich bin gespannt...


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