Donnerstag, 1. November 2018

Eine Reise in die Vergangenheit

Schon wieder habe ich über einen längeren Zeitraum nichts von mir hören lassen - es passiert einfach so viel. Doch langsam wird es ruhiger.
Etwa einen Monat nach meinem Berufsabschluss am 31. Juli 2018, zog ich in meine erste eigene Wohnung. Bis Ende August verbrachte ich also in meinem Kinderzimmer mit Kistenpacken.

Ich bin kein Minimalist.
Ich besitze viele Sachen. Sachen, die vielleicht unnütz sind, als Krims-Krams abgestempelt werden, aber an denen doch etwas Bedeutung für mich hängen. Mein Zimmer war zu klein für mich und die Sachen stapelten sich bis an die Decke in Ordnungssystemen von IKEA. Und im Laufe der Jahre habe ich vergessen, was ich eigentlich alles habe.


Und so ging ich auf eine Reise in die Vergangenheit und kam mit den Sachen aus meiner Kindheit und Teenager-Zeit zusammen, die ich seit Jahren nicht mehr angerührt habe.
Angefangen mit meinen alten Schulsachen. Wie gerne mochte ich doch Astronomie? Und warum hatte ich so einen Spaß an Aufsätzen in Deutsch? Interpretationen konnte ich besonders gut, eine Satire missglückte mir dagegen. Irgendwo löst sich ein kariertes Blatt - es geht um Magnetismus. Physik. Und in Musik hatten wir die Geschichte des Liebesliedes. Hatte ich nicht gerade im Deutsch-Heft Liebesgedichte gelesen?

Die Liebe war immer ein großes Thema für mich - schließlich ging es in all den Büchern darum, dich damals las: Die "Bis(s)..."-Bücher, "Tagebuch eines Vampires", "Blood Romance". Ach ja, meine Vampirphase.

Aber natürlich gibt es keine Vampire und das wusste ich auch damals. Also las ich in zahlreichen Mädchen-Magazinen, wie man das Herz eines echten Jungen erobert. Die neusten Star-News, Modetrends und gut gemeinte Tipps für Probleme, die man in der Pubertät so hat, begleiteten meine Jugend. Nebenbei bemerkt - die Tipps haben nie geholfen. Ich hatte trotz Hausmittel oder Peelings eine trockene Haut und viele Pickel. Und ich hatte, trotz dass ich versucht habe mich so zu verhalten, wie es diese Zeitschriften rieten, keinen Freund.

Ich blätterte zwischen all den Fotos und las alte Notizbücher. Ich habe schon immer gerne Listen gemacht, z.B. meine Lieblingsliederliste (ganz früher mit Sängerinnen wie Ashley Tisdale, Demi Lovato, Miley Cyrus...), meine Liste mit Wörtern, die ich nicht leiden kann (z.B. Chaiselongue, Prophylaxe) und die Liste mit Berufen, die ich später mal ausüben könnte.
Ich wollte z.B. mal Fotografin werden, Journalistin, Regisseurin und natürlich stand auch Erzieherin auf der Liste - nur, dass ich damals eher mit Jugendlichen arbeiten wollte. Mittlerweile bin ich doch lieber im Kindergarten.

Meine größte Angst war jedoch die Kiste, wo ich meinen Schreibkram gelagert habe. Ich wusste, dass ich etwas davon weg werfen müsste, aber ich wusste nicht, ob ich das konnte.
In der Schreibkram-Kiste befanden sich nämlich alle Geschichten, die ich mal begonnen und nie beendet hatte. Manchmal wurde nur der erste Entwurf fertig, in dem stand, was ungefähr in der Geschichte passieren sollte. Manchmal habe ich schon die Charaktere bis ins kleinste Detail auseinander genommen, Vorgeschichten geschrieben und ihnen Leben eingehaucht. Ich habe neue Welten erschaffen, für diese sogar Schulsysteme ausgedacht, Zeittafeln erstellt, alles liegen lassen und eine neue Geschichte begonnen.

Ich hatte so viele Ideen, die ich alle irgendwo aufschrieb. Ich hatte viel Zeit in meiner späteren Kindheit, sodass ich eine Menge träumen und denken konnte und sich wahnsinnig viele Sachen in meinem Zimmer ansammelten. Ich hatte so viel Zeit, dass ich in meine ersten sieben Tagebücher beinahe täglich hinein schreiben konnte - obwohl rein gar nichts passiert ist. Wirklich, die ersten sieben Tagebücher sind langweilig, das Achte und das Neunte dafür um so spannender.

 

Das Problem war einfach meine Introvertiertheit. Ich habe lieber gelesen, geträumt, gedacht und geschrieben statt auf Partys zu gehen. Ich habe über die Menschheit philosophiert, das Leben, diese Welt und welche Bedeutung ich darin habe. Ich wollte immer wissen, was mich ausmacht und suchte nach dem Glück. Und ich bin froh, dass ich damals so viel darüber nachgedacht und mich belesen habe. Es hat mich in meiner Persönlichkeit geprägt.

Ebenso bin ich aber auch glücklich über die Zeit danach, als sich viel änderte und ich kaum mehr Zeit zum Lesen und Schreiben und Philosophieren hatte. Denn diese Zeit lehrte mich, dass man das Glück nicht suchen sollte. Ich weiß, dass der Spruch ausgelutscht ist, aber ich kann es mit ganzer Sicherheit sagen: Das Glück kommt, wenn du am wenigsten damit rechnest.

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